Gemach, gemach …

Geduld

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Zwischen den Jahren habe ich in meiner Phantasie-Schublade gestöbert und eine weitere  Kurzgeschichte geschrieben, wie immer zwischen den Zeilen gelesen …     Viel Spaß mit dem Dreiergespann Clemens, Mika und Margarethe :)

Für die Freunde des Hörbuchs habe ich die Episode eingesprochen. Wie beim letzten Mal ist sie auf der HÖR-Seite zu finden.

Geduld oder Langmut ist nicht jedermanns und jederfraus Stärke. So geht es auch mir bei der einen oder anderen Gelegenheit. Auf die Kompliziertheiten wegen Corona will ich jetzt aber gar nicht eingehen ;).

Bei meiner Romanheldin Margarethe Klara Lisabeth und den Helden Clemens und Mika geht es in dieser Geschichte auch um dieses Thema. Wer Margarethe bereits kennt, weiß, dass die schräge alte Dame anders als ihr Nachbar Clemens lieber auf den Putz haut, als bei nassem Wetter vor Langeweile in ihrer Wohnung umzukommen. Heute hat sie eine Alternative gefunden.

Sie sucht einige Spiele aus ihrem Schränkchen, mit denen sie Clemens und auch Mika etwas aufheitern will. Geduldsspiele! Nachdenken, Ausdauer und Geschick führen dabei zum Ziel. Sie verstaut alles in ihrem Korb, nimmt den Teller mit den selbstgebackenen Apfelberlinern in die andere Hand und verlässt ihre Wohnung. Zwei große Schritte und schon steht sie bei ihrem Nachbarn vor der Tür.

Berliner Ballen

Was ein Segen, dass Clemens nebenan wohnt. Was etwas mühsam und schleppend begann und auch um einen Schritt rückwärts nicht herumkam, ist nun eine tolle Freundschaft geworden. Sie passen aufeinander auf, sie bereichern sich und seit er endlich richtig aufgetaut ist, haben sie manch fröhliche Episode auf dem gemeinsamen Konto. Sie grient. Sein Schlüssel steckt in der Tür! Das wäre ihm vor einiger Zeit noch nicht passiert! Als sie sich kennengelernt haben, hat er den Schlüssel mindestens zweimal im Schloss rumgedreht.

„Hallo Clemens! Hast du keine Angst mehr vor Einbrechern?“ Sie schwenkt seinen Schlüssel.

„Margarethe. Komm doch rein …“

„Bin ich schon …“

„Du hast mir doch gesagt, uns würde niemand mehr klauen, aber ich gebe zu, es war wohl ein erstes Anzeichen von Vergesslichkeit.“

„Macht nichts. Ist Mika noch nicht da?“ Sie blickt sich suchend in der kleinen Wohnung um.

„Er kommt gleich. Hast du auch Spiele dabei? Ich habe ein paar aus Metall gefunden!“ Er breitet einige verschlungene Metallteile vor ihr aus. „Was hast du denn leckeres mitgebracht?“

„Apfelberliner!“

Es klingelt und kurz nachdem Margarethe die Tür aufgedrückt hat, flitzt Mika in die Wohnung. Wirft sich erst Margarethe an die Brust und hält dann Clemens ganz cool seine Faust entgegen, der den Gruß erwidert. Aus der Tasche zieht er Mikado und einen Zauberwürfel. „Das habe ich gefunden! Aber ich schaffe nur zwei Reihen und dann nicht mehr und auf Mikado habe ich keine Lust. Was habt ihr?“

Mikadospiel

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Auf Clemens Gesicht zeigt sich ein breites Lächeln. Mika ist ihnen beiden richtig ans Herz gewachsen. Er zeigt auf die in sich verschlungenen Metallteile und Margarethe holt einige Holzspiele aus dem Korb und ein Brettspiel. Mühle.

„Aber erst möchte ich das essen, was Margarethe da gebacken hat. Mit Kakao von dir, Clemens.“
„Sehr wohl, junger Mann. Ich zaubere dann mal Kakao und Kaffee.“

Margarethe hält ihm das Metallspiel vor die Nase. „Hast du denn Geduld, Mika?“

Es dauert nicht lange, bis der Junge vor Anstrengung einen hochroten Kopf hat und krampfhaft versucht, die beiden Teile voneinander zu lösen.

„Gemach, gemach. Darf ich mal?“ Margarethe beugt sich vor.

Gerne überlässt ihr der Junge das Spiel. „Was ist gemach?“

„Langsam, mit Ruhe. Mit Gewalt kommst du hier nicht weiter. Guck! Jetzt sind es zwei Teile. Aber das war auch etwas schwierig. Lass uns ein anderes versuchen.“

Das nächste klappt besser und nach dem leckeren Berliner spielen sie noch Mühle und Clemens wagt sich an den Zauberwürfel. Vergeblich. Auch er kommt nicht weiter als sein junger Freund.

„Geduld kann man üben, Mika. Und ich verrate dir eins“, sagt Clemens, neigt seinen Kopf an des Kindes Ohr und flüstert. „Die Margarethe kann da auch noch üben …“

„Wie gut, dass mein natürlicher Hörapparat noch funktioniert, Herr Nachbar. Mit dir habe ich wohl schon eine Menge Geduld bewiesen und wenn du demnächst nicht mehr zu Kohlrouladen, Kuchen oder Heringstipp zu mir rüberkommen willst, dann …“

„Gemach …“, ahmt Mika die Großen grinsend nach und grätscht damit in das Gekabbel. „Vielleicht ist heute einfach nicht so ein Geduldstag.“ Dann nimmt er das Mau Mau – Spiel aus seiner anderen Tasche, mischt die Karten wild auf dem Tisch und verteilt sie in aller Ruhe an die Mitspieler. Einträchtig sitzen sie da und werfen rundherum ihre Spielkarten ab.

„Letzte Karte!“ Mika hebt sie in die Höhe.

Spielkarten

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„Ich mach nicht mehr mit!“, ruft Margarethe, steht auf und wendet sich ab.

„Geduld, Margarethe, was ist denn mit dir los?“ Clemens schüttelt den Kopf.

Sie dreht sich mit schamesrotem Gesicht wieder um. „Ihr habt mich erwischt. Tut mir Leid. Ich gebe es zu, beim Spiel ist sie nicht meine Stärke. Ich verspreche zu üben und als Strafe backe ich für das nächste Mal einen Schokoladenkuchen.“

Gleichzeitig brechen Mika und Clemens in Gelächter aus. „Strafe! Ha ha, weil du so ungern backst …“ sagt Mika.

Und Clemens ergänzt mit verschmitztem Blick: „Wenn es tatsächlich eine Strafe sein soll, dann wünschen wir uns für Sonntag Früh frische Croissants aus selbstgemachtem Blätterteig! Gerne mit Schokoladenfüllung. Da brauchst du dann nämlich wirklich …“

„… eine Menge Geduld.“

 

Wie steht es mit der eigenen Geduld?  Bestimmt  ist sie bei Ihnen oder euch auch abhängig von Personen, Situationen und der Tagesform …

Ich habe auch online gestöbert und Sprichwörter zum Thema herausgesucht, die mir gut gefallen haben.

Geduld ist ein Wegbegleiter des Erfolges.
Stern
Thomas Tjark Fischell
Das wahre Geheimnis der Geduld ist die Kunst, sich inzwischen mit was anderem zu beschäftigen.
Stern
Unbekannt
Geduld ist die Kunst zu hoffen.
Stern
Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues

 

Ich wünsche allen Clemens-geht-online Besuchern viel Geduld und Hoffnung beim Start in dieses besondere Jahr!

6 Antworten auf „Gemach, gemach …“

  1. Hallo Sonja,
    ich oute mich auf jeden Fall als Freund(in) von Hörbüchern. Deine Geschichten von dir selber zu hören hat einen besonderen Reiz. Deine Betonung unterstreicht die lebensnahen Gesprächsinhalte deiner Figuren.
    In dieser Corona-Pause braucht man viel Geduld. Tatsächlich spielen wir wieder sehr viel in unserer kleinen Familie. Nur Kuchen backt keiner ;)

    Liebe Grüße an euch!!
    Andrea

    1. Herzlich willkommen auf meinem Blog :)) Danke für dein Feedback. Dann mache ich mal so weiter! Und ja – mit Margarethe und ihrer Backkunst sind Clemens und Mika schon echt verwöhnt ;)
      Grüße zurück, Sonja

  2. Hallo Clemens, Mika, Margarethe,

    Hab´ Geduld, alle Dinge sind schwierig, bevor sie leicht werden.
    -Unbekannt-

    -wenn das so leicht wäre?!
    Viele Grüße Karin

    1. Hallo Karin ;) vielleicht sollten wir einfach darauf vertrauen, dass das meiste irgendwann leicht(er) wird.
      Dir ein luftigleichtes Wochenende! Sonja

  3. Liebe Margarethe, lieber Clemensx lieber Mika,

    ich mag Spiele jeglicher Art ja auch sehr gern, am liebsten Brettspiele mit mehreren Mitspieler:innen so wie ihr das gemacht habt. Das macht Laune!
    Mit der Geduld ist das so eine Sache, die habe ich bei vielen Dingen, die mir Spaß machen, da kann ich sie dann einüben für Dinge, die ich nicht so gerne mache …
    Ich denke, ich kann jetzt mal wieder eine Runde Mensch-ärgere- dich- nicht mit Henni und meinen Minions spielen,
    liebe Grüße,
    Sabine

    1. Liebe Sabine, gerade müssen wir ja wieder viel Geduld beweisen und da gibt es viele Möglichkeiten das zu üben. Ich habe gestern ein langes Schachspiel gemeistert, aber leider verloren ;)
      Beim nächsten Mal bin ich die Gewinnerin! Hast du auch noch einen Geduld-Spruch für mich? Lieben Gruß, Sonja

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