Neues lernen – Anfängerfehler inklusive

Adressaufkleber Braille Kinderbücher Iris Waßong

Ich komme mir richtig blöd vor. Aber ich fange besser von vorne an …

Meine bestellten Unterlagen zum Braille lernen sind angekommen. Ein Kinderbuch, das MAX, DER TRÖDELPRINZ, heißt und eine Braille – Schreibtafel in DIN A6 mit einem ebensolchen Schwung stärkerem Papier zum Üben. Dazu der entsprechende Griffel, um die Punkte in das Papier zu drücken.

Ich bin voller Vorfreude, dass es endlich einen Schritt weitergeht. Das Buch ist in DIN A4 gehalten mit einem schönen bunten Titelbild. Max, der Trödelprinz ist zu sehen und schaut wie ein Guck-in-die-Luft. Ich freue mich auf die lustigen Geschichten vom Pünktlichsein. Vorsichtig fahre ich mit dem Zeigefinger über die erhabenen Punkte und versuche die Buchstaben nachzuempfinden. Mein Mut schwindet. Mittlerweile habe ich auch gelesen, dass es fast unmöglich ist, als Sehender diese Punkte tasten zu lernen, geschweige denn, Braille – Texte in einer annehmbaren Geschwindigkeit lesen zu können. Aber so schnell werde ich nicht aufgeben.

Buch: Max, der Trödelprinz

Ich blättere das Deckblatt um und stutze, als ich die nächste Seite sehe. Und die übernächste, und die danach. Und eigentlich alle Seiten, die noch folgen. Und ja, jetzt komme ich mir richtig blöd vor. Unter Bilderbuch hatte ich mir natürlich ein Buch mit Bildern und wenig Text vorgestellt.

Was ich vorfinde, sind weiße Seiten. Darauf eine Unmenge an Braille – Zeichen. Schlagartig wird mir klar, dass ich ein ebensolches Bilderbuch, wie ich es kenne, erwartet habe. Zusätzlich bzw. statt des Textes in Schwarzschrift einen Text in Braille. Mir wird auch immer mehr bewusst, was für mich selbstverständlich ist.

Eine weitere Herausforderung ist, dass ich ein Exemplar mit Großbuchstaben und zweiseitigem Druck bestellt habe. Das mag kein Problem sein, wenn man die Buchstaben ertastet, aber schon, wenn man – wie ich – erstmal nur mit den Augen lesen übt. So vermischen sich die Braille Punkte von Vor- und Rückseite (die einmal erhaben und einmal leicht eingedrückt sind) und sind mit sehendem Sinn schwieriger zu erkennen. Ich hätte mich eben vorher schlau machen sollen ;)

Ich bin erst am Anfang meiner Leseübungen mit der Kombination aus Seh- und Tastsinn …

Erste Übungen mit Schreibtafel und Marburger Griffel

Einen besseren Erfolg beschert mir meine neue Schreibtafel mit dem Griffel. Es fällt mir leicht, die Buchstaben „im Kopf“ zu drehen und von rechts nach links in die kleinen Felder zu stechen. Ausschließlich fühlend immer wieder das richtige nächste Miniaturfeld zu erwischen, erfordert sicherlich eine hohe Konzentration.

Danach nehme ich das Punktschriftpapier heraus und kann den Text von der Rückseite folgerichtig in Braille zu lesen.

Ein kleiner Erfolg!

Beschriebenes Punktschriftpapier

2 Antworten auf „Neues lernen – Anfängerfehler inklusive“

  1. Lieber Clemens,
    liebe Sonja
    ich glaube, wir können immer nur kleine Schritt gehen, aber die gehen wir sicher. Außerdem habe ich schon einen kleinen feinen Text von dir in Braille-Schrift bekommen. Und bei deiner Erwartung von Bildern in dem Buch musste ich gerade laut lachen, ich glaube, das hätte ich auch erwartet, weil ich es als Sehende so gewohnt bin …;-)
    Dir weiterhin viele kleine erfolgreiche Schritte,

    Sabine

    1. Hi Sabine, dein Kommentar ist schon einige Zeit her, sorry. Die kleinen Schritte verlangen mir Einiges ab ;) Da war die Sache mit der Geduld, die ich noch nicht in allen Bereichen habe. Aber ich bin nach wie vor lernfähig :) Sonja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert