Der Professor und der Ingenieur

Boule-Kugeln auf Wiese

 

Es wird Zeit für eine weitere Kurzgeschichte, zwischen den Zeilen gelesen …

Viel Spaß mit meinem Dreiergespann Clemens, Mika und Margarethe :)

Und für die Freunde des Hörbuchs habe ich die Episode wieder eingesprochen. Wie beim letzten Mal ist sie auf der HÖR-Seite zu finden.

„Ich habe Margarethe überredet, dass sie uns etwas Leckeres kocht!“ Clemens legt den Finger verschwörerisch auf die Lippen, bevor er mit Mika und einem bald antiken BouleSet das Haus verlässt.

„Wann sollen wir denn wieder da sein?“ Der Junge sieht auf die Armbanduhr mit den blau leuchtenden Zeigern. „Jetzt ist es fast 12.“

„Spätestens viertel nach 1. Auf den letzten Drücker kommen, mag Margarethe nicht, das weißt du ja.“

„Stimmt!“

Im gleichen Augenblick läuten die Kirchturmglocken Mittag. Die beiden ungleichen Freunde erreichen den sandigen Boule Platz zehn Minuten später.

„Weißt du eigentlich, wie das Spiel geht, Mika?“

„So ungefähr. Im Urlaub hatten wir aber bunte Kugeln. Rote, gelbe, blaue und ich hatte immer die grünen. Den kleinen Ball hatten wir auch.“

„Ich glaube, das nennt man dann Boccia. Es wird aber ähnlich gespielt.“

„Aber woher weiß ich denn, welche silberne Kugel meine ist und welche deine?“

Sie packen die Kugeln aus der Umhüllung. „Jetzt schau mal, ob du sie unterscheiden kannst.“

„Hm. Doch, da sind mehrere Striche auf der Kugel. Und auf der hier nur einer.“

„Genau. Eine, zwei oder drei Linien ziehen sich über die Kugeln. Willst du anfangen, Mika?“

„Darf ich auch die kleine Kugel werfen?“

„Der jüngere fängt an“, gibt Clemens vor.

„Das bin ja ich!“

„Dann leg los.“

Mika stellt sich auf die Startposition und wirft erst Clemens einen Blick zu und dann die kleine Kugel weit auf die Bahn. Dann nimmt er sich zwei gleiche große Exemplare.

„Stell dich genau hier hin, mein Freund. Und dann schaust du mit scharfem Blick auf den Punkt, auf den du zielen willst. Besser ist sogar, du bleibst ein Stückchen vor der kleinen Kugel. Die Franzosen nennen sie übrigens Schweinchen.“

„So?“ Mika macht Anstalten, seine Kugel überkopf zu werfen.

„Nein, nein. So. Von unten. Mit geradem Arm und wenn du vorne bist mit deiner Hand, dann lässt du los. Sie wird dann einen schönen Bogen beschreiben.“

Mika bemüht sich alles umzusetzen und tatsächlich fliegt die Kugel dreiviertel der Strecke und bleibt dann circa einen Meter rechts vom Ziel liegen.

„Sehr gut!“ Clemens gibt ihm spontan Applaus. „Da muss ich erstmal hinkommen!“

Sie wechseln sich zweimal ab und greifen dann nach der jeweils dritten Kugel.

„Jetzt müssen wir uns merken, wo sie landet“, stellt Mika klar. „Ich glaube, ich bin gar nicht so schlecht.“

„Du bist sogar richtig gut! Wenn du die Kugel von mir wegdrängen kannst, die in der Nähe des Ziels liegt, dürftest du gewinnen. Deine beiden sind danach am Nächsten.“

Mika spuckt auf die Kugel und …

„Was machst du denn da?“

„Margarethe hat gesagt, das bringt Glück, oder nicht?“

Clemens schmunzelt. „Na meinetwegen. Dann wächst die Spannung noch einmal mehr.“

Deutlich peilt der Junge sein Ziel an, konzentriert sich auf den Wurf und die Kugel fliegt. „Und, und?“

„Ich glaube, sie ist daran vorbeigeschossen. Aber noch ist für dich nichts verloren.“ Clemens nimmt seine letzte Kugel und versucht, noch näher an die kleine Kugel heranzukommen.

„Ha ha, ha ha. Du hast sie selber weggeschossen!!“ Mika streckt seine rechte Faust in den Himmel und hüpft vor Freude auf einem Bein.

Tatsächlich hat Clemens das Schweinchen ein Stück zur Seite geschoben. Genau vor den glänzenden Bauch von Mikas zuerst geworfener Kugel!

„Ich habe gewonnen! Yippiyeh!“

„Hervorragend junger Mann. Alle Achtung. Dann lass uns jetzt schnell einpacken, bevor uns Margarethe zürnt, weil wir zu spät zum Essen kommen.“

Pünktlich wie es sich gehört, kommen sie zu Hause an. Aber als sie hinter Margarethe in die Wohnung gehen, riecht es gar nicht nach leckerem Essen.

„Was hast du gemacht, teuerste Nachbarin? Der Boden ist nass, es riecht verbrannt und wir sind zudem dem jungen Boule König ein feudables Mittagessen schuldig!“

„Jetzt schimpf nicht mit mir. Ich habe schon Pizza bestellt. In meinem Alter sollte man nicht mehr alles gleichzeitig machen. Essen kochen und dann auch noch diesen Vinylboden wischen. Es tut mir Leid!“

„Macht gar nichts. Pizza ist doch supercool!“, bewertet Mika die Situation im Handumdrehen. „Und weißt du was, Margarethe? Clemens hat mir eben gesagt, dass ich bestimmt mal einen ganz schlauen Beruf haben werde, weil ich das mit der Flugbahn der Kugel so gut gemacht habe. Ich glaube, ich werde In… Inschenör.“

„Ingenieur? Was macht der denn so?“, tut Margarethe ahnungslos.

„Also, ich weiß nicht, aber, ja, ich glaube, der ist auf jeden Fall schlau. Und er macht eben so Sachen wie Flugbahnen berechnen. Vielleicht auch für Satelliten oder Sterne?“

Clemens versteckt sein lachendes Gesicht hinter dem erhobenen Arm.

Aber Margarethe hat die passende Erwiderung parat. „Weißt du was? Wir fragen gleich einfach den Professor Google. Der ist auch ziemlich schlau und kann uns bestimmt weiterhelfen …“

2 Antworten auf „Der Professor und der Ingenieur“

  1. Lieber Mika, lieber Clemens,
    also, ihr beiden habt mir richtig Lust auf das Spiel mit den Kugeln gemacht … Ich mag die bunten Boccia-Kugeln sehr gerne, weil da auch blaue Kugeln bei sind und ich mag aber auch die silberfarbenen Boule-Kugeln, weil sie so edel aussehen …
    Wenn ich mich entschieden habe, sage ich euch Bescheid und lade euch zum Spielen ein, Margarete natürlich auch.
    Liebe Grüße,
    Sabine

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